Die Amerikaner gelangten nach Ende des Ersten Weltkrieges an Wohlstand und ‚The American Way of Life‘ galt als fortschrittlicher und moderner Lebensstil. Die Roaring Twenties hätten als Glanzzeit der amerikanischen Wirtschaft gelten können. Die Realität sah aber ganz anders aus: Die scheinbar gewinnbringenden Roaring Twenties stürzten viele Amerikaner in den Ruin und die ganze Welt in die Weltwirtschaftskrise von 1929.
Im Rahmen des Geschichtsunterrichtes haben meine Klasse und ich uns ins Thema der Weltwirtschaftskrise vertieft. Wir hatten gerade mit dem Thema ‚Erster Weltkrieg‘ abgeschlossen und begannen nun mit der Zwischenkriegszeit. Der Fokus lag dabei auf die Entwicklung der USA in den 1920er Jahren. Wir betrachteten verschiedene Aspekte, welche zu der Weltwirtschaftskrise führten:
Ein Aspekt war die Politik in den USA. Nach dem Ersten Weltkrieg zogen sich die Amerikaner wieder vom grossen Weltgeschehen zurück, d.h. sie übten wieder ihre Isolationspolitik aus. Dieser aussenpolitische Stil geht auf die Monroe Doktrin zurück, also auf einen Erlass eines früheren amerikanischen Präsidenten. Damit sollen sich die politischen Beziehungen der USA mit Europa auf ein Minimum beschränken. Ausserdem traten die Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg nicht in den damals frisch gegründeten Völkerbund ein, was ihre Isolationspolitik nunmehr unterstreicht. Die USA war vom Jahr 1921 bis 1933 politisch konservativ eingestellt, da ausschliesslich republikanische Präsidenten an der Macht waren.
Weitere Aspekte waren die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen in den USA. Die Grundlage bildete eine Regierung, welche nicht in die Wirtschaft eingriff, also sog. ‚Laissez-faire‘ Politik betrieb. Die Wirtschaft erlebte in den 1920er Jahren einen starken Boom, da die Produktion von Kriegswirtschaft wieder auf die ‚normale‘, d.h. Konsumgüter produzierende Wirtschaft umgestellt wurde. Die Bevölkerung war nach Ende des Krieges wieder bereit, Geld für Geräte wie z.B. Kühlschränke, Radios usw. auszugeben. Auch die Autoindustrie wurde kräftig angekurbelt, da dank der innovativen Automarke Ford die Automobile nun am Fliessband hergestellt werden konnten. Immer mehr Leute leisteten sich Luxusgüter und die Preise sanken. Und zu genau dieser Zeit begann der Weg in die Krise: Viele Privatpersonen und Firmen nahmen Kredite bei Banken auf, ungeachtet ob sie es vermögen konnten oder nicht. Ausserdem waren die Güter mit hohen Verkaufszahlen rückläufig, da diese langlebige Produkte waren (man kauft einen Kühlschrank und behält diesen dann viele Jahre, ehe man den nächsten kaufen geht). Hinzu kamen einige Fehlspekulationen an der Börse. Gegen Oktober 1929 versuchten einige Investoren ihre Aktien zu verkaufen, da sie einen Börsencrash vorausahnten, der schliesslich auch eintrat. Am 24.10.1929 kam es zum grossen Börsencrash, die Aktien verloren an wert, die Kurse brachen ein und der Tag ging als ‚Black Thursday‘ in die Geschichte ein.
Ende März 2025 kam der Schock für die Börse. Der US-amerikanische Präsident Trump kündigte teils massive Zölle auf viele Handelspartner der USA an. Innerhalb weniger Stunden verloren viele Aktien an Wert und die Kurse stürzen ab.
Die gegenwärtigen Ereignisse zeigen, dass auch knappe hundert Jahre nach der grossen Weltwirtschaftskrise die Politik und die Wirtschaft der USA die ganze Welt beeinflussen. Nun haben wir aber eine andere Ausgangslage als jene der 1920er Jahre: Die US-Regierung fährt eine drastische Zollpolitik auf, um die amerikanische Wirtschaft in Schwung zu bringen. Doch gleich nach der Ankündigung der Zölle sind bei der Börse die Kurse eingebrochen, da viele Investoren -wie bei der Weltwirtschaftskrise- umgehend versuchten, ihre Aktien zu verkauften. In einem Artikel des SRFs ist die Rede von einer ‚neuen isolationistische Handelspolitik der USA‘ und somit wäre man wieder beim Thema Monroe Doktrin und Isolationspolitik der 1920er Jahre. Die Zölle, heisst es im Artikel weiter, bilden einen Rückschlag für den Welthandel. Die Idee hinter den Zöllen bleibt seit je her dieselbe: Der amerikanische Staat möchte aus den Zöllen eine lukrative Einnahmequelle für die Staatskasse machen. Dieser Ansatz hat geschichtliche Hintergründe, da um 1861 die Zölle noch über 90% der Einnahmequellen des amerikanischen Staates ausmachten. Erst mit der Einführung von Steuern in den 1920er Jahren wurde der Staat weniger abhängig von den Zolleinnahmen, was sich nun wieder ändern soll.
Der Unterschied zwischen der Weltwirtschaftskrise und den aktuellen Turbulenzen an der Börse ist, dass der Börsencrash 1929 in Folge eines starken Wirtschaftswachstums und anschliessender Übersättigung des Marktes erfolgte. Die gegenwärtigen Ereignisse und deren Folgen sind hingegen durch bewusste Handelspolitik hergeführt worden. Verluste zeichnen die Börse und es ist fraglich, wie sich der Welthandel und die Wirtschaft entwickeln werden.
Was mir speziell an diesen beiden Beispielen auffällt ist, dass sowohl eine Überproduktion der Wirtschaft als auch der Versuch, die Wirtschaft wieder anzukurbeln, zu einem Börsencrash führen kann.
Quellenverzeichnis:
Closeup Of One Hundred American Dollars Transparent In The Light Stock Photo - Download Image Now - iStock (abgerufen dem 19.05.25)
Trump-Zölle: Was der aktuelle Stand ist - Business Insider (abgerufen dem 19.05.25)
Wochenbilanz an der Börse - Vernichtendes Urteil der Anleger zu Trump-Zöllen - News - SRF (abgerufen dem 19.05.25)
US-Zollpolitik: Was uns die Geschichte über hohe Zölle lehrt - News - SRF (abgerufen dem 19.05.25)
PowerPoint "Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg_2024_25" einer Fachlehrkraft für Geschichte, Gymnasium Kirchenfeld